Seite 6
Der große Gau Zurba oder Surba faßte vorzüglich das Naumburg-Zeitzische Gebiet nebst den oben genannten Stücke des Amtes Weißenfels in sich, und war sehr gut angebauet. Der Hauptort war Zurba, heutzutage Zorba, ein, eine Stunde von Weißenfels gelegenes Amtsdorf, auf welches man wegen der Folge genau zu achten hat. Endlich lag noch zwischen den Gauen Zurba Plisni und Siusli.
Seite 11 ff.
Von der ersten Markgrafschaft in Meißen
Es hat in Meißen mehrere Markgrafen gegeben, wie man schon aus der succesiven Überwindung seiner slavischen Bewohner schließen kann. Der erste derselben ist in der Geschichte unter den Namen des Herzogs der sorbischen Mark benannt und wir müssen ihn an den Gränzen, des damals fränkischen Thüringens, suchen; und diese macht, zwischen Thüringen und Meißen überhaupt, seit den ältesten Zeiten die Saale.
Schon seit Karls des Großen Zeiten, hatten die Sorben häufige Einfälle in Thüringen und Franken gethan, die aber doppelt grausam erwiedert wurden. Karls Enkel, Ludwig der Deutsche, bestellte an den Gränzen seiner thüringischen Besitzungen eine hinlängliche Mannschaft, und vertraute, wegen seiner persönlichen öfteren Abwesenheit,einem edeln Thüringer die Befehlshaberschaft über dieselbe, unter dem Titel eines "ducis limitis forabici" an. Es gehörte also dieser Gränzgraf nicht zu Meißen, sondern zu Thüringen, und hatte die Pflicht auf sich die Gränzen von dieser Seite, nicht nur zu beschützen, sondern auch so viel möglich zu erweitern. Burghart, welcher im Jahre 908 von den Ungarn erschlagen ward, war der letzte dieser Gränzvertheidiger. Otto der Erlauchte, damalaliger Herzog zu Sachsen, ein Verwandter des erschlagenen Burghart, nahm seine Erbgüter in Besitz, und sein Sohn Heinrich I. bekam ganz Thüringen und also auch die sorbische Mark. Da Heinrich die angränzenden Sorben völlig unterjocht hatte, so war ein solcher Markgraf völlig überflüssig. Allein unter Otto dem Großen drangen vornehmlich die Slaven in Böhmen, durch das heutige Schönburgische herein; daher bestellte er einen neuen Markgrafen mit einem Kriegsheere gegen sie. Günther, ein vornehmer Thüringer, war der erste dieser Markgrafen, welcher 982 in Italien erschlagen wurde und seinen Sohn Ekhardt zum Nachfolger in der Mark hatte, welcher nach dem Tode seiner Mutter Bruders des Markgrafen Riddag von Meißen, auch dieses Markgrafthum mit dem seinigen vereinigte. Dieses von Otto dem Großen errichtete Markgrafthum, lag nun gewiß nicht im heutigen Meißen, und hat am wahrscheinlichsten aus dem Bezirk des Hochstifts Naumburg-Zeitz bestanden, ob seine Gränzen gleich nicht mehr zu bestimmen sind. Da diese Markgrafen nun thüringische Große waren und ihre ansehnlichen Erbgüter in diesem Lande hatten, so hat man sie zuweilen Markgrafen von Thüringen, doch ganz unrichtig genannt. Doch ist nicht zu leugnen daß der ganze Strich zwischen Sale und Pleiße, in Rücksicht Thüringens das Osterland genannt, und auch in der Folge noch zuweilen zu demnselben gerechnet worden ist. Jene, die sogenannte sorbische Mark, deren Lage einige neuere Geschichtsschreiber, im heutigen Schwarzburgischen und Saalfeldischen suchen, hat wohl wahrscheinlicher in der Gegend des heutigen Weißenfels auf der thüringischen Seite der Saale gelegen. Es ist oben bey der Beschreibung des Zurba-Gaues, ein Dorf Zorba bemerkt worden, welches den Namen von den Sorben erhalten hatte. Diesem Orte gegenüber jenseits der Sale und also in Thüringen liegen vier Dörfer, deren Namen ihre ehemalige Bestimmung enträthseln. Das merkwürdigste scheint Markwerben zu seyn, welches die unwidersprechlichen Spuhren des höchsten Alterthums trägt und ohne Zweifel der Sitz des "ducis limitis forabice" gewesen ist, deßen Amt ihm freylich auflegte, längst der Sale hin alle mögliche Sorgfalt auf die beständige Vertheidigung zu wenden.
Quelle: Versuch einer historischen Geographie Kursachsens, Christian S. Pollmächer, 1788, (Bayrische Staatsbibliothek)