Zorbau - Ortschaft im Burgenlandkreis

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....Auch passen die Worte recht gut auf das durch MA bezeichnete Jahr 1000 nach Chr. wo im deutschen Reiche in den letzten Regierungsjahren Otto III nach geschlossenem Frieden mit den Wenden und Bestrafung des Consuls Crescentius Friede herrschte. 

Das dies große Jubeljahr dem christlichen Cultus in Thüringen günstig war, geht auch aus der Innschrift der Zorbauer Glocke hervor. Auch eine Steinschrift dürfte durch ein deutliches M einen Beleg dazu geben, die Schamelius noch an den Ruinen der Peter und Pauls Kirche zu Kloster Roßleben las. Die letzten Worte "veni cum pace" wurden als Bitte an die Gottheit, wie die Worte unsrer Landleute: Gott gebe es gnädig! die man bei Annäherung eines schweren Gewitters oft hört, den Wunsch ausdrücken, daß Gott in seinem Donner nicht als strafender Richter, sondern als segnender Vater erscheinen möge. Sie finden sich übrigens mit dem Zusatze "O rex gloriae" auch auf der Glocke der Pfarrkirche in Weißenfels vom Jahre 1423. Nun bleibe nur das MA noch zu erklären übrig, wenn es eines Beweises bedürfte, daß es "millesimo anno" gelesen werden müsse und daß die darüber angebrachten Kreuze die christliche Zeitrechnung andeuten. Zum Überflusse könnte man auf den Charakter der Schriftzüge aufmerksam machen, der freilich allein, wie schon Gatterer (Praktische Diplomatik S. 172) zuzugeben scheint, ein sehr trügliches Merkmal des Alters einer Inschrift ist, der jedoch durch auffallende Aehnlichkeit mit der Schrift auf dem Denkmahle des 965 gestorbenen Papstes Benedict V. in der Domkirche zu Hamburg, dessen Gleichzeitigkeit allerdings noch zu beweisen wäre, und mit der Innschrift der Glocke zu Zorbau von demselben Jahre auf gleiches Alter mit denselben schließen läßt. Diese unter II. nach dem Abdrucke genau nachgebildete Inschrift macht außer ihrem Alter, welches in den mit Kreuzen versehenen Buchstaben A.M. unverkennbar ist, auch ist der Ort merkwürdig, der schon in einer Urkunde Heinrichs III vom Jahre 1051 unter dem Nahmen Zurba vorkommt und dem der Annalist Hermannus Contractus beim Jahre 932 unfehlbar versteht, wenn er sagt: Henricus Hungaros in Soibia interfecit. Ein Gau (pagus) ward also, wie es scheint, davon benannt. Der Sinn der Worte ist klar: Vox mea sit grata tibi virgo maria beata! Lieblich töne mein Ruf die selige Jungfrau Maria! Sie beweisen, daß die Glocke der Maria geweiht war. Nur das letzte Wort beata ist abkekürzt, was Theils das Punct andeutet, Theils das Kreuz auf dem folgenden A, was uns belehrt, dass anno Christi oder domini damit bezeichnet wurde. Das M. erklärt sich selbst so wie es die Erklärung von I. bestätigt. Hinsichtlich der Graphik ließe sich bei beiden Inschriften noch bemerken, daß Gatterers als völlig diplomatische Wahrheit aufgestellte Behauptung, die neugotische Schrift könne überhaupt nicht älter als das 12. Jhd sein, doch wohl nicht so fest stehe.

Quelle: Deutsche Alterthümer oder Archiv für alte und mittlere Geschichte, Geographie und Alterthümer insonderheit der germanischen Völkerstämme, Friedrich Kruse, Fr Kruse, Thüringisch-sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung seiner denkmale, Halle, Herausgeber: Friedrich Kruse, Fr Kruse, Verlag: Ruff, 1824, (Bayrische Staatsbibliothek)